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Sacre Conversazione II

Suermondt Ludwig Museum Aachen, 1999
Kurator Prof. Dr. Ulrich Schneider

(...) Zentral in dieser Arbeit stehen zwei Dutzend zumal spätgotische Skulpturen, die ursprünglich als Schreinfiguren privater oder gemeinsamer Frömmigkeit von Nutzen gewesen sein mögen. Durch die Zeitläufe gelangten sie in das Museum und werden nunmehr als Kunstwerke gewürdigt.

An diese aus ihrem Bedeutungszusammenhang gerissenen Bildwerke führt Simon Beer fünf Schweizer Autorinnen und Autoren heran. Die Wortmenschen sollten gegen die Bildwelten andenken und ihre private Andacht einer Öffentlichkeit zugänglich machen. Als zweite Wortebene führt der 'Philologe' Simon Beer den Skulpturen zeitgenössische oder zeitnahe Literatur ein. Deren Thematik zwischen Spiritualität und Physis wird in lyrischen und prosaischen Texten ausgebreitet und den oft kargen und doch sinnlichen Äusserungen unserer Zeitgenossen gegenübergestellt. Eine dritte Ebene bietet der klare Gesang geistlicher Lieder des Mittelalters.

Zwischen Bilder- und Wortewelten gerät nun der Besucher des Museums. Er findet die ihm wohlvertrauten Skulpturen, die sich üblicherweise als Kernbestand des Hauses in der ständigen Sammlung befinden, in einer Rastersituation positioniert, dabei eine zentrale, zeitgemässe Einsiedelei umgebend. Sechs loci conclusi, regelrechte Zellen, erlauben willigen Betrachtern eine neue Annäherung an die Werke, die wissenschaftlich bestens erforscht und gefühlsmässig erfasst scheinen. Es ist nicht auszuschliessen, dass im meditativen Hören und Sehen eine Beziehung zu den Skulpturen entsteht, die ihren ursprünglichen Bestimmungen nahekommt.

Ausstellung und Buch Sacra conversazione stehen als eigenständige Einheiten. Die temporäre Präsentation kann als Experiment betrachtet werden, die gehaltvolle Publikation trägt die interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter. Die Töne von Musik und Worten finden in der Gestaltung des Druckwerkes durch Simon Beer ihren Fortklang.

Von links nach rechts: Maria Aegyptiaca (um 1480), Heilige Agnes (frühes 16. Jh.), Maria mit Kind (um 1170).

Detail «loci conclusi» (6 Kabinen; Holzkonstruktion mit Kunststoffplatte, Duschvorhänge und Sitzgelegenheit). Links weibliche Heilige, Rheinisch 14. Jh. (BERG Architekten Zürich)

Buch «Sacra Conversazione», Schwabe Verlag Basel, Simon Beer Hrsg.:
1. Teil: wiss. Beiträge von Prof. Dr. Ulrich Schneider, Prof. Dr. George L. Hersey, Prof. Dr. Theresa Georgen und Dr, Sybille Laemmel
2. Teil: Literarische Beiträge von Erica Pedretti,


Material:
Roter Teppich, 25 mittelalterliche Skulpturen (12. - 17. Jh. aus der Sammlung des Museums), Sockel, architektonisches Element mit 6 «Zellen» aus Kunststoff und Holz, zeitgenössische- und mittelalterliche Texte, Musik (15 Jh.).