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Castor & Pollux

Sculpture en plain air, Môtiers, 2003
Kuratoren Jacqueline Burckhardt, Pierre-André Delachaux, Claudio Moser

Et in arcadia ego: «Les Caprices des Dieux» im inszenierten Raum der vielfältigen Möglichkeiten. In arkadischen Gefilden zeitloser Gegenwärtigkeit entdecken Hirten eine kaum lesbare, verwitterte Schrift auf einem Sarkophag, welche sie darauf aufmerksam macht, dass auch in diesem vermeintlichen Himmelreich der Tod allgegenwärtig ist. Deshalb sei erinnert, dass jegliches Leben, jeglicher, noch so süsser Augenblick von Vergänglichkeit beherrscht wird. Als Provokateur und Inszenator erschafft Simon Beer mit seinen Räumen elegante, ja preziöse und zuweilen kühl anmutende Installationen, die der grossartigen Geste bedürfen und für eine kurze Zeit nur ihr kapriziöses Unwesen zu treiben befähigt sind. Im Jonglieren mit den verschiedenen Medien – Malerei, Graphik, Photographie, Video, Objektkunst – führt er konzeptuelle Seiltänze vor, um durch seine Kapriolen Menschenherzen mit Sehnsüchten und Begierden zu beflügeln.

In der Ausstellung «Castor & Pollux» liegt sein Augenmerk auf den Castores, vergleichbar mit Janus, Hüter der Schwellen und Götter des Durchgangs. Wie jener blicken sie nach Ost und West zugleich. Umgeben von Wasser (Quelle) erinnert dieses Attribut an den Faustkampf zwischen Pollux und Amykos, was nach der Fesselung des Herausforderers (Tod) den Argonauten erlaubte, sich an seiner Quelle zu laben um so zu überleben und ihrer Bestimmung entgegen zu ziehen. Für die Ausstellung «art en plein air», stellen nun also die beiden Protagonisten, als Schneemänner in Erscheinung tretend und unter dem Aspekt römischer Mythen, jene zeitgenössischen Götter dar, welche gleichzeitig die «Unterwelt» mit der Göttlichen verbinden, um der doch so angestrebten Apotheose Vorschub zu leisten.

Die Arbeit Castor & Pollux ist am Brückenkopf einer 200-jährigen Steinbrücke, welche das Dorf Môtiers in zwei Hälften teilt, installiert. Die Installation setzt sich im wesentlichen aus zwei Wachthäuschen, wie sie von früher her an Eingängen von Militärkasernen bekannt sind und zwei Gefrierschränke, gefüllt mit je einem Schneemann (Castor & Pullux), mit einer Glastüre und Innenbeleuchtung zusammen.

Die Gefrierschränke sind so in die Wachthäuschen hineingestellt, dass die Glastüre nach vorne, und die beiden Schneemänner so als Bewohner dieser Holzhütten ihre Funktion als Wächter unterstreichen. Der Eine nach Osten, der Andere nach Westen schauend. Die beiden Schneemänner, als vergängliche Plastiken, die beiden Protagonisten repräsentierend, sind mit Schnee vom Grimselpass gefertigt und nach Môtiers befördert worden. Die beiden Gefrierschränke versuchen der sommerlichen Wärme während der Ausstellungsdauer zu trotzen, sodass die beiden Helden gut über den Sommer kommen.

Pollux, Detailansicht mit Kunststoffvorhang gegen Süden.

Castor, Detailansicht, vor der Montage des Kunststoffvorhangs.

Gesamtansicht der Installation von Osten, im Hintergrund befindet sich die Brücke aus dem 18. Jahrhundert.


Material:
Wachthäusschen, weiss/rot gestrichen, Schriftfolie, Gefrierschränke, Schneemänner, je dreiteilig, Schals, Mützen, Knöpfe, Mohrrüben.